Sonntag, 4. November 2007

1 + 1 = 3?

Beim Einkaufen am Samstag habe ich im Reformhaus die kostenlose Kunden-Zeitschrift "Reformhaus Kurier" mitgenommen. Ich bin darin auf einen Artikel von Dr. Jörg Zittlau gestoßen, von dem ich nicht weiß, ob ich ihn lachhaft oder ärgerlich finden soll: "Die Klima-Diät". Es geht darin um die Auswirkungen der modernen Nahrungsmittelproduktion auf das Klima. Zitat: "Die Hälfte der ernährungsbedingten Treibhausgase stammen aus der Landwirtschaft und davon über 80 % aus der Produktion tierischer Nahrungsmittel. Allein diese Zahlen belegen, wie weit die Umwelt durch Fleischverzicht entlastet werden könnte. Die Vegetarier seien daher, betont Karl von Koerber, als "Umweltschützer der ersten Riege" einzuschätzen." Der Autor kommt zu dem Schluß, daß die Erzeugung von Fleisch mehr Resourcen verbraucht und mehr CO2 in die Atmosphäre abgibt als die Erzeugung von Getreide. Folglich sollten die Menschen auf eine ovo-lakto-vegetabile Diät umsteigen. Das sei besser für die Gesundheit der Menschen und das Weltklima.

Woher stammt die andere Hälfte der "ernährungsbedingten Treibhausgase"? Was sind überhaupt "ernährungsbedingte Gase"? (grins! wo die wohl herkommen... und setzt man bei den vielen vegetarischen Böhnchen, die man essen sollte, nicht noch viel mehr Gase frei?)

Vor allem frage ich mich, ob der Autor bedacht hat, wo denn die "ovo-" und "lakto-"Bestandteile der vegetarischen Diät herkommen. Natürlich aus der Viehzucht. "Aus energetischer Sicht ist die Umwandlung pflanzlicher Kost - die der Mensch direkt verzehren könnte - in tierische Produkte eine riesige Ressourcenverschwendung." Leute, eßt mehr Heu und Silage!
Wäre es für die Energiebilanz dann nicht besser, sich völlig vegan zu ernähren? Was soll mit den ganzen Hühnern, Kühen, Schafen, Ziegen, usw. geschehen, wenn ihre Zeit des Eierlegens bzw. der Milchproduktion vorüber ist? Man darf sie ja nicht mehr aufessen, also dürfte da ein gewisses Entsorgungsproblem entstehen.

Am Ende des Artikels heißt es u. a., man könne seine persönliche CO2-Bilanz verbessern, wenn man z. b. verstärkt regionale und saisonale Produkte in der Küche verwenden würde. Ein paar Seiten weiter vorn in dem Heftle finden sich die vom Reformhaus empfohlenen (natürlich vegetarischen) Rezepte: Wie saisonal und regional sind im November Zitronengras, Staudensellerie, rote Linsen, Beluga-Linsen, frische Chilischoten, Kokosmilch, Kokoschips, Zedernnusskerne, Limetten, Korianderblättchen, Zucchini? Ich denke, da erübrigt sich jeder Kommentar. In diesem Artikel wird versucht, das Dogma von der gesünderen, ethischeren, irgendwie besseren vegetarische Ernährung mit Zusammenhängen zu untermauern, die nur auf den ersten Blick logisch sind. Die Alternative zur Massentierhaltung ist nicht der tierfreie Bauernhof. Ich bin ja auch nicht gerade glücklich über die Methoden, mit denen unsere Lebensmittel produziert werden. Für mich ist die logische Konsequenz aus dem Zusammenhang von Nahrungsmittelproduktion und Weltklima die Stärkung der nachhaltigen, umwelt- und resourcenschonenden Landwirtschaft ohne Massentierhaltung, wo möglich mit direkter Vermarktung. Und was die Gemüseproduktion in Treibhäusern betrifft: Ich esse zwar im Winter keine Tomaten, möchte allerdings in dieser Jahreszeit nicht nur auf das heimische Angebot beschränkt sein.

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